YZF 750 hängt bei 4000 U/min, plötzlich gehts los

  • Guten Abend alle beisammen,


    zuerst ein paar kurze Infos über mich: Ich bin Nils, 19 Jahre alt und wohne in Dresden. Ich habe mir vor kurzem eine YZF750R gekauft, die Vergaser gereinigt etc. und stehe jetzt vor Problemen deren Lösung ich nicht kenne.
    So jetzt zu dem Motorrad:
    Yamaha YZF750R
    Baujahr '95
    ca. 35000 KM
    Offene Leistung beim Kauf, jetzt auf 48PS gedrosselt (Blenden in den Ansauggummis und Gasanschlag)


    Die Vergaser waren beim Kauf fällig, daher wurden diese im Ultraschallbad gereinigt und alle Dichtungen ersetzt. Die Ansaugstutzen waren brüchig und wurden ebenfalls erneuert. Neue Zündkerzen, EXUP Walze wieder leichtgängig gemacht, alle Flüssigkeiten getauscht. Soweit so gut.
    Nachdem die Kiste mit einigen Hürden vom TÜV zurück war (wollte nicht von alleine dorthin fahren) gingen die Probleme los.
    Manchmal geht das Motorrad spontan aus, da sie keinen Sprit bekommt (Benzinpumpe wahrscheinlich defekt, neue ist bereits auf dem Weg, also nicht das Hauptproblem). Das größte Problem liegt darin, dass der Motor bis knapp 4000 U/min dreht (wenn ein Gang drin ist) und dann dort "hängen bleibt" bzw. spontan die 4000er Marke überschreitet. Zudem fängt sie in diesem Drehzahlbereich das Stottern an und böllert in den Ansaugbereich. Sobald der Motor über der 4000er Marke ist, dreht er problemlos hoch. Nach einiger Recherche deutete es sich an, dass Probleme in diesem Drehzahlbereich oftmals beim EXUP liegen, also EXUP Servo getauscht -> keine Besserung, EXUP Walze ausgebaut -> Stottern geringer, hängt nach wie vor bei 4000 U/min.
    Da der Vorgänger das Kabel zum "Entdrosseln" der CDI auf Plus statt auf Masse gelegt hatte, wurde diese ebenfalls getauscht -> keine Besserung.
    Die Blenden wurden zur Probe aus den Ansauggummis genommen -> keine Veränderung.
    Drosselklappensensor wurde, wie im WHB beschrieben, durchgemessen und eingestellt -> immernoch das gleiche Problem.
    Auf Verdacht, dass der Zubehörauspuff (WMP Exhaust) Probleme verursachen könnte, wurde dieser ebenfalls gegen einen Originalen ersetzt.
    Nach erneutem Zerlegen der Vergaser und überprüfen der Bedüsung (alle i.O.) stellten wir fest, dass der erste Vergaser kaum eine Reaktion bei Veränderungen der Einstellung an der Leerlaufgemischschraube zeigte. Alle anderen Vergaser haben die Leerlaufgemischschraube gut 4 Umdrehungen raus.


    Ich weiß einfach nicht woran das Problem liegen könnte. Vielleicht weiß ja jemand aus diesem Forum weiter oder hatte selber dieses Problem.
    Über jeden Ratschlag freue ich mich!


    Gruß
    Nils

  • So ich habe mir nun die Vergaser nochmals angeschaut und die waren alle in Ordnung. Habe jetzt die Zündspulen im Verdacht und diese mal durchgemessen. Die Widerstände sind bei ca.18°C zu hoch.
    Primär (zul. max. 2,2 Ohm):
    1+4 bei 2,3 Ohm
    2+3 bei 2,4 Ohm


    Sekundär (zul. max. 14,4 kOhm):
    1+4 bei 14,86 kOhm
    bei 2+3 bei 15,55 kOhm


    Stecker (zul. 10 kOhm):
    Zyl.1: 11,52 kOhm
    Zyl.2: 10,22 kOhm
    Zyl.3: 10,24 kOhm
    zyl.4: 10,77 kOhm


    Vielleicht kann jemand mit den Werten etwas anfangen oder mir sagen, ob ich mich mit meinem Verdacht auf dem Holzweg befinde.
    Gruss
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Die Widerstände sind bei ca.18°C zu hoch.


    Da wär ich mir nicht so sicher...hast du noch das Handbuch (ok, "Buch" ist da oft etwas übertrieben als Bezeichnung) zu deinem Messgerät? Dort steht nämlich die Messtoleranz drin, also mit wieviel Abweichungen vom realen Messwert bei der Anzeige zu rechnen ist. Meist ist dort eine Prozentangabe plus ein Wert für die letzte Messtelle (bei digitalen Geräten) angegeben die sich auf den oberen Grenzwert des jeweils zum Zuge kommenden Messbereichs bezieht.
    Wenn dort dann "2,5% +/- 2 Digit" steht(Annahme einer Toleranz üblicher günstiger Baumarkt-Messgeräte, bessere Messgeräte haben deutlich geringere Messtoleranzen) heisst daß bei einem nun mal beispielsweise angegebenen Messbereich bis 100 Ohm der angezeigte Wert um 2,5 Ohm Plus/minus 0,2 Ohm abweichen kann vom real vorhandenen Wert, d.h. wenn du damit 14,7 Ohm angeizeigt bekommst kann der tatsächlich vorhandene Wert ebensogut 17,5 Ohm oder 12 Ohm sein und trotzdem noch in der normalen Messtoleranz des Geräts liegen.
    Je besser das Gerät ist desto weniger Prozent Messtoleranz hat es, aber desto teurer ist es auch. Und nicht umsonst stehen bei teureren Messgeräten auch die Intervalle zum Nacheichen drin damit eventuell später durch Alterung auftretende Toleranzänderungen wieder kompensiert werden können (lohnt sich aber nur bei wirklich teuren Messgeräten die dann auch tatsächlich nacheichen zu lassen da bei billigen der Eichservice teurer ist als ein neues Messgerät)....)
    Es heisst in der Elektrotechnik nicht umsonst "Wer misst, misst Mist" wenn man solche Sachen nicht mitbedenkt...lass dich also von Werten die knapp daneben liegen nicht direkt kirre machen sondern guck erstmal was deine Messgerätdokumentation dazu sagt und schätze es damit zusammen ab obs noch im Rahmen sein könnte ;)

  • Ich habe mir nochmals die Vergaser vorgenommen und bin dabei auf die Pilot Air Jet gestoßen. In einigen Manuals ist diese gar nicht erwähnt, in anderen schon aber nicht weiter relevant.
    Diese Düse scheint verstopft zu sein aber ich bekomme es nicht hin diese auszubauen. Kennt ihr da eine Möglichkeit?


    Gruß
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    EIn Stück dickere Nylonschnur (Angelschnur falls du Angler bist oder einen kennst) oder eine saubere Borste eines Straßenbesens reicht meist um die Düsen einigermaßen freizupicken wenn man nicht anders drankommt zum reinigen. Es darf halt nur nichts sein was härter als das Material der Düse ist damit die nicht versehentlich verkratzt und somit geweitet wird, daher gehts mit ner Kunststoff-/Nylonborste mit am sichersten für die Düse ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ein Bremsseil von Fahrrad oder so aufdrehen und einen Draht davon zum Durchstoßen verwenden,
    so mache ich das in solchen Fällen!


    Mit nem Stück Stahldraht würde ich nun nicht unbedingt in einer Messingdüse rumpopeln...zu fix verkratzt man damit das Messing und sorgt für eine größere düse ohne das vorzuhaben...wenn kein Kunstsoffzeugs in erreichbarer Nähe ist würde ich da allenfalls etwas Kupferlitze (also ne alte Elektroleitung dafür zerrupfen) nehmen da Kupfer weicher als Messing ist und da keine tiefen Kratzer zu befürchten sind...
    Das Ultraschallreinigung allein nicht alle Verstopfungen immer löst weiss der Threadstarter dann nun aus praktischer Erfahrung ja auch, auch wenn er vorher wohl noch nicht im Forum gefunden hatte daß da eben noch bischen mehr zur richtigen Reinigung als nur ein Ultraschallbad gehört.. ;)
    Nach dem Freipieksen empfehle ich jedenfalls noch ne Ladung Druckluft durchzujagen um die vermutlich reingefallenen Krümel besser loszuwerden..

  • druckluft immer schoen gegen die stroemungsrichtung reinblasen.
    bremsenreiniger hat sich auch bewaehrt.

    "Speed is just a question of money... how fast can you go?"

  • Hallo,


    nach langer Zeit melde ich mich zurück um kurz den Stand der Dinge aktuell zu halten. Es stimmte, was ihr vermutet habt! Schuld sind die Vergaser. Diese waren zwar schon sauber und sind es jetzt immer noch. Leerlaufluftdüse war zu jedem Zeitpunkt frei. Habe mich von dem Service Manual in die Irre führen lassen und gedacht die linke Düse sei die Leerlaufluftdüse aber es war die Rechte. Die linke Düse, die Hauptluftdüse, ist bei meinen Vergasern verschlossen, daher vermute ich, dass der Vorbesitzer ein Dynojet Kit verbaut hat. Angesichts der Tatsachen, dass ein Auspuff aus dem Zubehör und ein K&N Luftfilter verbaut waren und dass die Maschine bei 4000 U/min stottert (zu fett?), tippe ich sogar darauf, dass ein Stufe 3 Kit verbaut ist. Mein jetziger Plan sieht nun vor die Vergaser auf Stufe 1 umzubauen um ein möglichst seriennahen Zustand wiederherzustellen.
    Ich hoffe das ist endlich ein Schritt in die richtige Richtung bei der Lösung des Problems...


    Gruß
    Nils

  • So ist es! Zudem ist es sehr ärgerlich, dass ich den Fehler erst so spät gefunden habe, hätte mir einiges an Frust erspart.
    Hat jemand hier im Forum vielleicht schon Erfahrungen mit Stufe 1 Dynojet Kits für die YZF750? Also welche Düsen mit welchem Luftfilter? Welche Kerbe bei der Düsennadel? etc. In der Anleitung vom Kit steht 3. Kerbe von oben bei der Düsennadel. Im Internet liest man oft, dass gute Ergebnisse bei der 2. Kerbe von oben erzielt wurden. Ich denke da hilft mir dann nur Try&Error.


    Gruß
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Die Ypse ist sehr speziell in Sachen Bedüsung.


    Wenn Du nicht wenigstens 300 € anlegen willst für eine ordentliche Einstellung durch einen echten Spezialisten wirst Du wohl nur rumprobieren müssen.

  • meiner meinung nach,wäre das sinnvollste die vergaser auf den originalstand zu bringen.
    neue nadeldüsen und düsennadel,bedüsung mit mikunidüsen auf original.
    bei den ypsen vergasern ist die hauptluftdüse geschraubt und nicht verpresst wie bei der fzr.
    das macht das anpassen leichter,auch ohne dönerjet.

    "Speed is just a question of money... how fast can you go?"

  • Guten Abend,
    nachdem ich es nun zeitlich geschafft habe zu meine Eltern zu fahren, wo mein Moped steht, habe ich mir die Vergaser mal vorgenommen und die Düsennadel auf die zweite Kerbe (von oben) gehangen. Nun läuft die Kiste!! :thumbup:
    Sie ist zwar im Bereich zwischen 2500 und 3200 U/min etwas träge aber dafür hängt sie dort nicht mehr fest wie zuvor. Nach oben raus dreht und zieht sie gut, soweit die Drossel das zulässt. Exup Walze ist nicht verbaut aber (da sie nun läuft) das bleibt so und nebenbei halte ich ein Auge offen ob mir eine unverbastelte '95er Vergaserbank über den Weg läuft. Für ein "Erstmotorrad" ist das denke ich so in Ordnung. Also vielen Dank für die Hilfe aus diesem Forum!!


    Gruß
    Nils

  • N'Abend,


    kurze Frage am Rande... Ist es möglich eine Vergaserbank von vor Bj. '95 (also ohne TPS) umzubauen auf die Version mit Drosselklappensensor?


    Gruß
    Nils