• MZ ETZ 500

    Es war Mitte der 1980er Jahre in der schönen DDR. Damals war noch alles anders…;-))

    Es gab die Mauer, und damit eine strikte Trennung von Ost und West, keine Markwirtschaft im Osten – aber dafür die sozialistische Planwirtschaft mit ihrer charakteristischen Konsumgüterproduktion. Die käuflich zu erwerbenden Motorräder beschränkten sich auf wenige Modelle der Marken Simson, MZ, Jawa und einige gebrauchte „Alteisen“ der Marke AWO. Da ich selbst schon in jungen Jahren Motorradfan war, besaß ich nach einem kurzen Intermezzo mit einer MZ ES 150, eine MZ TS 250 mit damals akzeptablen 19 PS. Damit war ich auch einige Jahre sehr zufrieden.
    1981 bekam ein Freund von mir von seinem Onkel im Westen eine Yamaha XJ 650 geschenkt. Damit durfte ich auch mehrmals selbst fahren. Von diesem Motorrad war ich damals sehr begeistert, das kann man sich sicher gut vorstellen. Vom 2-Takt-Scheppern auf einen seidenweich laufenden Viertakt-Vierzylinder zu steigen mit damals sensationellen 71 PS – das war schon toll. Der Sound mit dem berühmten Pfeifen des Primärantriebs, die Beschleunigung, astronomische Drehzahlen von bis zu 10000/min und eine gute Sitzposition beeindruckten mich dabei sehr.
    Da ich selbst aber keine Möglichkeit hatte, so eine Maschine zu kaufen, überlegte ich mir, wie man aus MZ Teilen ein Motorrad mit einem größeren Motor bauen könnte. Die Überlegung war, aus zwei 250ccm Einzylinder-Motoren einen 500ccm Zweizylinder zu entwickeln. So etwas gab es auch schon, aber keiner wusste Einzelheiten über das Innenleben eines solchen Motors. Diese Motoren wurden meistens von begnadeten Bastlern in Eigenregie gebaut.
    Zusammen mit einem Bekannten, der in der DDR Motorradszene eine feste Größe war, habe ich dann den Bau des 500ccm MZ Motors in Angriff genommen. Die mechanische Anfertigung des Motors hat mein Freund damals gemanagt. Er hat die technischen Zeichnungen entworfen und die notwendigen Teile anfertigen lassen. Hauptaugenmerk lag auf der Kopplung der beiden Kurbelwellen, der Abänderung der Motorgehäuse, Anpassung der Zylinder und der Anfertigung einer längeren Getriebewelle. Die technischen Unterlagen liegen noch heute bei mir zu Hause. Letztendlich war der Motor zum Jahreswechsel 1986/1987 fertig.
    Meine Aufgabe bestand nun darin, auf Grundlage dieses Motors, ein Bike zu bauen…
    Ich kaufte eine gebrauchte MZ ETZ 250 und demontierte diese komplett zum Neuaufbau. Das klassische Erscheinungsbild der ETZ sollte erhalten bleiben, der Rest musste an den großen Motor angepasst werden. So habe ich dann ca. 1 Jahr mit den Umbau- und Restaurationsmaßnahmen zu tun gehabt und Ende 1987 war die ETZ 500 fertig. Mit dem Ergebnis war ich doch sehr zufrieden. Das Motorrad sah nach dem Umbau doch sehr erwachsen aus und war natürlich ein absolutes Unikat.



    In der Folgezeit war ich mit dem Bike auf einigen Treffen und auch als Aussteller auf der Dresdner Motorsportschau 1990, wo das Bike bestaunt wurde.
    Im Sommer 1990 habe ich mir dann aber doch eine XJ 650 gekauft, da das mein langersehnter Traum war. Die 500er habe ich weiter gehegt und gepflegt.

    Die ETZ 500 habe ich dann 1996 an einen Privatmann verkauft. Später war das Bike in einem Museum ausgestellt und inzwischen ist es wieder in Privathand.

  • Cool :nik: :top: :top: :top: :top:

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    Inflation ist wenn ein Päckchen Zigaretten 5 MArk kostet - Helmut Schmidt 1975


    „Gegen die Regierung mit allen Mitteln zu kämpfen ist ja ein Grundrecht und Sport eines jeden Deutschen.“

    Otto von Bismarck

    • Offizieller Beitrag

    Ist ja echt cool, Uwe. 1987 habe ich meine ETZ damals neu gekauft...

    Wie fuhr sich das Ding denn? Ein Paralleltwin oder wie war das gebaut? Eine 500er AWO hatte ich auch schon mal live gesehen, wassergekühlte ETZ auch.

  • Die ETZ 500 war zunächst mit 180 Grad Hubzapfenversatz gebaut. Der Klang was sehr gut, aber leider bekamen wir die heftigen Vibrationen nicht in den Griff, so dass ich den Motor als Paralleltwin laufen ließ-

    Von da ab funktionierte alles wunderbar. Zum Schluss hatte ich Metzeler-Reifen 110/80 R 16 vorn und 130/80 R 17 hinten auf Akrontfelgen, hinten mit 3,5 Zoll Breite. Damit fuhr es sich recht gut. Kraft hatte der Motor - 170 Stundenkilometer waren drin.

    Aus heutiger Sicht und mit den aktuellen Möglichkeiten würde ich einiges anders machen. Aus 500-600ccm wären 70-90 PS locker machbar, vielleicht sogar noch mehr und das ohne Wasserkühlung. Gewichtsmäßig so 145 Kg.


    • Offizieller Beitrag

    Zum Schluss hatte ich Metzeler-Reifen 110/80 R 16 vorn und 130/80 R 17

    Sieh an, ich habe sie seinerzeit mit Contis verkauft. Die taugten wenigstens im Regen auch was.
    Aber ist schon interessant was Du so gemacht hast. :bravo:

  • Die ETZ 500 war zunächst mit 180 Grad Hubzapfenversatz gebaut. Der Klang was sehr gut, aber leider bekamen wir die heftigen Vibrationen nicht in den Griff, so dass ich den Motor als Paralleltwin laufen ließ-

    Von da ab funktionierte alles wunderbar. Zum Schluss hatte ich Metzeler-Reifen 110/80 R 16 vorn und 130/80 R 17 hinten auf Akrontfelgen, hinten mit 3,5 Zoll Breite. Damit fuhr es sich recht gut. Kraft hatte der Motor - 170 Stundenkilometer waren drin.

    Aus heutiger Sicht und mit den aktuellen Möglichkeiten würde ich einiges anders machen. Aus 500-600ccm wären 70-90 PS locker machbar, vielleicht sogar noch mehr und das ohne Wasserkühlung. Gewichtsmäßig so 145 Kg.



    hatte der Dirk Wildschrei nicht versucht mit einem 500er aus zwei ETZ-Motoren hier im Westen sowas aufzubauen?
    hab da sowas in Erinnerung....... ;)

    Alexander


    Grüße aus AachenGerman.gif ®

    NSA mitlesen ? na dann viel Spass,hang1.gif

  • :respekt: :hut: aber die hätte ich Niemals Verkauft.

    Wahre Männer essen keinen Honig - sie kauen Bienen !!!!! :thumbup:

  • schöne Geschichte und vorallem :respekt: für die kreativität!

  • :respekt: :hut: aber die hätte ich Niemals Verkauft.

    Ja und deshalb werde ich vielleicht noch mal eine bauen....


    Die Wildschrei/ Köster ETZ 500 gab es auch, die war aber verhältnismäßig grobschlächtig gemacht dagegen.
    Wesentlich besser gemacht war da z.B. die Ossa Yankee 500 - auch aus Komponenten von zwei 250er Einzylindern.


    Wackelfahrwerk?- Nicht wirklich für die damaligen Verhältnisse. Eine 900er Bol´Dor hat sicher mehr gewackelt :)

  • Ja und deshalb werde ich vielleicht noch mal eine bauen....


    :top: hatte da mal vor Längererzeit einen Bericht gelesen über einen Umbau einer 500er Gamma, der aus zwei Motoren einen gemacht hat.
    Mit einer Duc Trockenkupplung sogar, das Problem mit den Vibrationen hatte er auch und der erste Motor ist Ihm auch um die Ohren geflogen.
    Da mußte er den Motor noch einmal neu mit ausgleichswellen bauen. Kosten lagen so glaube ich bei 30.000 €.

    Wahre Männer essen keinen Honig - sie kauen Bienen !!!!! :thumbup:

  • Ja und deshalb werde ich vielleicht noch mal eine bauen....


    Die Wildschrei/ Köster ETZ 500 gab es auch, die war aber verhältnismäßig grobschlächtig gemacht dagegen.
    Wesentlich besser gemacht war da z.B. die Ossa Yankee 500 - auch aus Komponenten von zwei 250er Einzylindern.


    Wackelfahrwerk?- Nicht wirklich für die damaligen Verhältnisse. Eine 900er Bol´Dor hat sicher mehr gewackelt :)


    Ok. ;)

  • Irgendwie kommen mir Bike und Geschichte extrem bekannt vor... (MZ-Forum?) Die Kurbelwellen waren geklemmt, oder?

    Hatte auch mal einen 500er MZ-Motor aus 2 250er TS-Motoren samt einem halbkompletten GS-Fahrwerk (von dem ich allerdings nicht weiss, ob es ein originales oder ein Eigenbau war) zu Hause liegen.

    Leider hab ich nach der Wende den Krempel für ein paar Mark verkauft. Aus heutiger Sicht etwas ärgerlich, aber wat soll's...

    Ministry Of Silly Walks - The Minister

  • hatte da mal vor Längererzeit einen Bericht gelesen über einen Umbau einer 500er Gamma, der aus zwei Motoren einen gemacht hat.
    Mit einer Duc Trockenkupplung sogar, das Problem mit den Vibrationen hatte er auch und der erste Motor ist Ihm auch um die Ohren geflogen.
    Da mußte er den Motor noch einmal neu mit ausgleichswellen bauen. Kosten lagen so glaube ich bei 30.000 €.

    Na ja, so teuer würde das mit der MZ nicht werden...aber Umbau einer RG 500 (Vierzylinder) mit zwei gekoppelten Motoren?? - 8 Zylinder?

    • Offizieller Beitrag

    Ich Blödmann hab meine ETZ250 auch 1993 für 100,- DM verkauft :wand:

    Ich habe sie anno '91 praktisch für einen Satz Reifen für meine PC23 hergegeben. ;)
    Heute sind die Teile auch nicht mehr besser, man kriegt sie für das Geld nur nicht mehr.

  • Man trifft Entscheidungen, die an die jeweilige aktuelle Lebenssituation adaptiert sind. Nach ein paar Jahren ist die Situation dann wieder eine andere und man wünscht sich Dieses oder Jenes - vielleicht schon vergessenes - wieder herbei. So ist das nun mal.
    Allerdings hat man frühere Entscheidungen ja meistens nicht ohne Grund so getroffen und das muss man sich vor Augen führen...

  • Ne tolle Sache die du damals gebaut hast.
    Wir hatten ja in nem anderen Fred schonmal drüber gesprochen. ;)
    Ich weiß nicht ob ichs überlesen habe, aber kannst du so ne ungefähre Leistungsangabe machen?
    Mich würde das mal interessieren.

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  • Zur Leistung der ETZ500 ein Zitat aus der Zeitschrift Motorrad 11/1987:

    "Mit zwei 30-mm-Vergasern schaffte der Twin auf dem Prüfstand 46 PS bei 6100/min, bei 32 Millimeter Durchmesser sogar stolze 55 PS."

    Dabei handelte es sich um die WETZ 500 von MZ-Händler Dirk Köster.

    Ich selbst hatte meine ETZ leider nicht auf dem Prüfstand.