Da war es dann soweit. Ich war unterwegs mit dem Vater, um meine eigene kleine Drehbank zu kaufen.
Der Verkäufer war am Telefon schon ein sehr netter, freundlicher Kontakt was die Entscheidung bis nach Künzelsau zu fahren etwas erleichterte.
Mein Dad im Schlepptau also da hoch und das gute Stück anschauen oder beser gleich mitnehmen, so war der Plan. Aber wir wissen es ja: Meistens kommt es anders und zweitens als man denkt!
Wir also dort ausgestiegen, nachdem uns das Navi über die grandiosesten Straßen geführt hat (Zumindest wenn wir ein Motorrad unterm Arsch gehabt hätten), der Verkäufer hatte uns schon zwei Ortschaften weiter erwartet und wir folgten ihm in eine kleine Siedlung mitten im Nirgendwo.
Aufgrund von Corona per Luftschlag aus 2 Meter Entfernung "Griaßde" geschrien und dann in seine Schrauber-Werkstatt gestolpert. Was soll ich sagen, die Drehbank hatte ich direkt vergessen. Warum?: Frieda stand da, eine YZF 750 R! Umhüllt von Staub welcher sich in den letzten 16 Jahren ihrer nicht genutzten Standzeit auf ihr abgelegt hatte. In diesem Moment des ersten Blickkontaktes musste sich mein Erzeuger direkt gedacht haben "Fuck, nicht schon wieder ein Eimer in der Garage" - Auf dem Weg dort hoch hatte ich eine Honda verkauft und abgelifert. Auch dem Verkäufer fiel mein gebannter Blick auf "Die ist auch zu verkaufen". Na, wie sollte es so sein, Papa eine Woche bearbeitet und Frieda fand mit dem Verkäufer (Seine aktuelle Flamme wohnt 15Minuten von mir entfernt) den Weg in meine Obhut. Frieda sei ihm viel zu schnell gewesen und nach einem Urlaub in Spanien sei die Gutste stillgelegt worden. Ich hatte nach mehreren Nächten wilden Überlegungen dann entschieden sie trotz der verschwommenen Erinnerungen und der fetten Staubschicht (Ich konnte sie nicht genau begutachten weil sie zugeparkt war) zugesagt. Der Preis war in einem erträglichen Rahmen und ich liebe einfach dieses Design. Ich wollte eigentlich eine FZR600R (4JH) - Mein erstes Bike, doch die Ypse fiel mir halt in den Schoß. Nachdem sie dann da stand (wurde abends um 21 Uhr geliefert), ging ich mit etwas mulmigem Gefühl ins Bett. War der Preis okay?
Seitenverkleidung rechts im Eimer, Rost im Tank, Vergaser vermutlich tot, Felgen einer anderen Coleur, Geweih notdürftig repariert, eventuelle weitere Bastelstellen aufgrund des montierten Scottoilers / der Alarmanlage....
Der nächste Morgen: Samstag 7.00Uhr - Mein Kopf drängt mich zu meinem Glück, aufstehen und ab in die Werkstatt. Okay, immer noch dreckig, also runter mit dem Dreck. Nach 4 Stunden munterer Putzarbeit um den Dreck der letzten Jahrzente herunter zu brausen fängt mein Kopf an zu realisieren das die Maschine in einem guten Zustand ist. Hier und da ein paar Blessuren aber eine grundsolide nicht heruntergebratene Basis. Ein Öhlins Beinchin steckt ihr auch im Kreuz also doch ein guter Kauf? Wird sich zeigen. Frieda strahlt nach der ersten Wäsche doch sehr angenehm und ich bin zufrieden. Sie ist ein fetter Brocken und das Gestell aufm Arsch macht es nicht besser - Aber ich liebe sie direkt. Übrigens bleibt der Gepäckträger erstmal drauf, sexy ist es nicht aber mein Rücken ist zu alt für Rucksack-Touren seit dem Crash 2017
Die durchzuführenden Arbeiten sind schon einmal fixiert, folgen im Laufe des Jahres und sollen sie wieder zum Springen bringen.
- Tank entrosten + Versiegeln (Kennt ihr da ein empfehlenswertes Mittel)
- Bremszangen- + Bremspumpen-Revision
- Öl- und Ölfilter-Wechsel
- Luftfilter-Wechsel
- Reifen-Wechsel (Touren-Schlappen - Wer hat Erfahrungen damit?)
- DOT-Wechsel
- Züge komplett ölen
- Kette äußerlich reinigen und fetten
- Geweih prüfen und notfalls ersetzen
- Rechte Seitenverkleidung ersetzen
- Federbein-Umlenkung zerlegen un revidieren
- Gabelservice (eventuell ein Federbein Service)
- Kühlflüssigkeit-Wechsel
- Ventilspiel-Kontrolle
- Zündkerzen-Wechsel
- Vergaser-Revision (Erstmal wird der Zustand geprüft)
- Felgenwechsel (Diese Milka Dinger passen nicht zum Rest)
- Alarmanlage und Scottoiler rausbauen
Für jeden normalen Zweirad-Fahrer wäre das der absolute wirtschaftliche Ruin. Da ich Werkzeug habe und dieses auch benutzen kann, soll Frieda möglichst preiswert in Eigenregie wieder zum Leben erwachen.
Preiswert bedeutet nicht das billige Teile verwendet werden, sondern alles was möglich ist mit meinen Fingern erledigt wird - Ich schraube gerne und liebe es etwas aus dem Totenschlaf zu erwecken, wie ich es damals mit der Fireblade getan habe (Stand ebenfalls viele Jahre und fiel mir unmittelbar vor der Haustür auf die Füße) - Ihren Verkauf bereue ich bis heute, was sich in Zukunft nicht mehr wiederholen soll.
Das als ersten Einstieg, mal für euch. Die Drehbank habe ich übrigens auch gekauft, die war wenn man es nüchtern betrachtet Preis-Leistungs-mäßig der bessere Deal - Aber sind wir mal ehrlich, ihr Summen liefert kein so großes Grinsen auf meine Lippen
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